Mitteilung des Past-Präsidenten Prof. Dr. Dr. Peter Proff

Sehr geehrte Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie,

sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,


mit Ablauf unserer 97. Wissenschaftlichen Jahrestagung in Leipzig hat Herr Kollege Koos von der Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen das Ehrenamt des Präsidenten unserer Fachgesellschaft übernommen, die mittlerweile auf eine über hundertjährige Tradition mit allen Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte und der gesundheitspolitischen Entwicklung in unserem Land zurückblickt.

Die Vergangenheit zeigt, dass sich viele Dinge auch in der Zukunft wiederholen werden, und daher wünsche ich Herrn Kollegen Koos, dass ihm Fortuna stets gewogen sein möge, wohl wissend, dass mit ihm die zukünftigen Angelegenheiten unseres Faches in besten Händen sind.

Mit dem Ende meiner Amtszeit möchte ich die Gelegenheit nutzen, zuvorderst Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, für die vielfältige Unterstützung aus den Praxen und den Universitäten in den vergangenen Jahren zu danken und ein Resümee unserer gemeinsamen Arbeit ziehen.

Strategische Meilensteine für die Kieferorthopädie in Deutschland

Mit der weitsichtigen Entscheidung des Vorstandes der DGKFO unter der Präsidentschaft von Herrn Kollegen Lisson, ein kieferorthopädisches Modul in die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie zu integrieren, konnte eine erste Datengrundlage geschaffen werden, der tendenziösen und einseitigen Betrachtungsweise unseres Faches im Bericht des Bundesrechnungshofes, dem dann folgenden IGES-Gutachten und der populistischen Presse entgegenzuwirken. Basierend auf den geschaffenen Datengrundlagen lassen sich kieferorthopädische Fragestellungen in Zukunft erstmals repräsentativ für Deutschland nach einem 10-Jahres-Zeitraum longitudinal untersuchen.

Die operative und strategische Steuerung der Leitlinienarbeit in unserem Fach wurde mit dem Amt des zweiten Beisitzers unserer Fachgesellschaft mittlerweile institutionalisiert. Neben einer großen Zahl von Leitlinien mit kieferorthopädischer Beteiligung konnten 2 grundlegende Leitlinien unter Federführung der DGKFO fertiggestellt und über die AWMF veröffentlicht werden: erstens die S3-Leitlinie „Ideale Behandlungszeitpunkte kieferorthopädischer Anomalien“ (Registernummer 083-038), zweitens die S2k-Leitlinie „Ideale Zeitpunkte und Maßnahmen der kieferorthopädischen Diagnostik“ (Registernummer 083-050). Die erstgenannte Leitlinie steht in Kürze zur turnusgemäßen Überarbeitung an und wird um die noch fehlenden kieferorthopädischen Krankheitsentitäten ergänzt. In diesem Kontext danke ich den Kollegen Herrn Lux und Herrn Kirschneck, die als Koordinatoren beide gesundheitspolitisch bedeutsamen Leitlinien stringent und zügig zum Ziel geführt haben, sowie allen Kolleginnen und Kollegen, die sich aktiv in die umfangreiche Leitlinienarbeit eingebracht haben.

Viribus unitis ist es nach Jahren der pseudowissenschaftlichen und tendenziösen öffentlichen Evidenzdebatte rund um die Kieferorthopädie gelungen, Klarheit für die Bedeutung, den direkten sowie präventiven Nutzen und die Erfolge kieferorthopädischer Therapiemaßnahmen für die Mundgesundheit zu schaffen. Im Rahmen der Leitlinienarbeit hat die systematische Bewertung der Evidenz in der Kieferorthopädie gezeigt, dass die Evidenzlage in unserem Fach vergleichbar mit der anderer zahnmedizinischer und medizinischer Disziplinen und keineswegs lückenhafter ist.

Zukunft gestalten: Forschung und Nachwuchs im Fokus der DGKFO

Es bleibt dennoch eine immerwährende Aufgabe der DGKFO, durch eine zielgerichtete Förderung der Forschung, die Grundlage für eine evidenzbasierte und exzellente Patientenbehandlung zu schaffen und diese weiterzuentwickeln. Der Wissenschaftsfonds der DGKFO als direktes Förderinstrument ist jetzt wieder ganzjährig für die Antragstellung geöffnet.

Die Zukunft unseres Faches wird entscheidend durch unsere Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler bestimmt, deren Leistungsfähigkeit im kompetitiven wissenschaftlichen Umfeld sehr erfreulich ist, wie unter anderem der Anteil der geförderten kieferorthopädischen Projekte in den DFG-Nachwuchsakademien zeigte. Jedoch wird die Zahnmedizin als Ganzes derzeit von der DFG nicht mehr als besonders zu förderndes „Mangelfach“ gesehen, sodass die zahnmedizinische Nachwuchsakademie zunächst unter der Führung der DGZMK fortgeführt wird, die ich als Präsident der DGZMK begleiten werde.

Im vergangenen Jahr wurde von der Bundeszahnärztekammer unter Beteiligung unseres Berufsverbandes und der DGKFO eine neue Musterweiterbildungsordnung verabschiedet, die als wesentliches Element die Kompetenzbasierung beinhaltet, um eine qualitativ hochwertige und evidenzbasierte kieferorthopädische Versorgung unserer Bevölkerung sicherzustellen. Der Wissenschaftskompetenz kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu, wie es auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina für die ärztliche Weiterbildung fordert. Daher wurden die universitäre Klinikweiterbildung und die universitäre Anbindung der Weiterbildung im Fach Kieferorthopädie als Goldstandard festgeschrieben.

Zusammenfassend darf ich feststellen, dass die Deutsche Kieferorthopädie für die künftigen Herausforderungen sehr gut aufgestellt ist. Es war mir eine Ehre, in den vergangenen Jahren Teil dieser gemeinsamen Arbeit unserer Fachgesellschaft zu sein.

Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten und erfolgreichen Start in das Jahr 2026.

Mit kollegialen Grüßen
Ihr

Prof. Dr. Dr. Peter Proff
 
Past-Präsident der DGKFO

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Gemeinsame Pressemitteilung BDK - DGKFO (Sept. 2025)


Kieferorthopädie aus der GKV zu streichen ist 
gesundheitspolitischer Irrweg

Mit deutlicher Kritik reagieren der Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden (BDK) und die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) auf die Forderung des CDU-Wirtschaftsrates, kieferorthopädische Behandlungen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu streichen.

„Diese Forderung ist weder fachlich noch gesundheitspolitisch nachvollziehbar. Aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse zeigen klar, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen erhebliche Auswirkungen auf die allgemeine Mundgesundheit und damit auch auf die Folgekosten im Gesundheitswesen haben“, betont der Präsident der DGKFO, Prof. Dr. Bernd Koos.

Studien wie die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS VI) oder die vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderte EFAFU-Studie belegen: Fehlstellungen sind kein reines Schönheitsproblem, sondern können Zahnverlust, Funktionsstörungen und auch psychische Belastungen nach sich ziehen.

„Diese Erkenntnisse zu ignorieren, hieße, künftige Krankheitslast und erhebliche Folgekosten bewusst in Kauf zu nehmen. Das ist gesundheitspolitischer Rückschritt und ökonomisch kontraproduktiv zugleich“, so Köning.

Gerade die Kieferorthopädie ist durch die klare Trennung von Regelversorgung und Mehrleistungen ein Musterbeispiel für Eigenverantwortung im solidarisch finanzierten Gesundheitswesen: Die notwendige und zweckmäßige medizinische Versorgung wird von der GKV übernommen, während Familien für Zusatzwünsche eigenständig aufkommen.

„Wer Kieferorthopädie aus dem Leistungskatalog streichen will, spart nicht bei Bürokratie oder Ineffizienz – sondern direkt bei der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, so Könings Fazit.

Berlin, den 29.09.2025
DGKFO e. V. - BDK e. V.

 

Anhang Pressemitteilung zum Herunterladen (bitte auf den Link klicken)

 

 

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Prof. Dr. Andreas Jäger - Vorschlag zur Ehrenmitgliedschaft (September 2025)

Andreas Jäger wurde 1956 in Emden geboren und beendete das Studium der Zahnheilkunde an der Georgia Augusta zu Göttingen 1979. Nach einer Tätigkeit in einer allgemein-zahnärztlichen Praxis begann Andreas Jäger im Januar 1981 als wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung für Kieferorthopädie seiner Alma Mater unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Dietmar Kubein-Meesenburg. Die Promotion zum Dr. med. dent. erfolgte 1983, die Anerkennung zum Fachzahnarzt für Kieferorthopädie 1985. Im gleichen Jahr wurde Andreas Jäger zum Oberarzt der Abteilung für Kieferorthopädie in Göttingen ernannt. Im November 1991 habilitierte sich Andreas Jäger im Fach Kieferorthopädie und wurde 1996 zum apl. Professor der Medizinischen Fakultät der Georgia Augusta ernannt. Ein Jahr später folgte er dem ehrenvollen Ruf auf die C4-Professur für Kieferorthopädie an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn in Nachfolge von Herrn Prof. Dr. Dr. Gottfried Schmuth.

In Bonn setzte Andreas Jäger neue Maßstäbe in der zahnmedizinischen Forschung und war von 2008-2015 Sprecher der sehr erfolgreichen klinischen Forschergruppe 208 der Deutschen Forschungsgemeinschaft und damit der erste Sprecher einer Verbundforschung der DFG aus den Reihen unseres Faches. In seiner Amtszeit als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie von 2009 bis 2012 traf er richtungsweisende Entscheidungen und hat die Nachwuchsförderung in unserem Fach professionell aufgebaut und etabliert.

Das Parallelsymposium bei unseren Jahrestagungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs trägt seine Handschrift und ist zu einer festen Institution geworden. In Hinblick auf die DFG-Nachwuchsakademien Zahnmedizin hat Andreas Jäger diese mitgestaltet, unseren Nachwuchs gezielt vorbereitet und motiviert, um in einem fächerübergreifenden kompetitiven Auswahlverfahren bestehen zu können. Der großartige Erfolg seiner damals weitsichtigen Bemühungen ist überall sichtbar. Alle Kolleginnen und Kollegen, die sich erfolgreich in den letzten Jahren auf einen kieferorthopädischen Lehrstuhl beworben haben, hatten eigene DFG-Mittel, nachdem sie die wohlwollende Förderung von Andreas Jäger erfahren haben. Die Genealogie der Bonner Schule unter Andreas Jäger spricht für sich, drei seiner Schüler Bert Braumann, Köln, Michael Wolf, Aachen und Lina Gölz, Erlangen haben kieferorthopädische Lehrstühle in Deutschland inne. Seine jüngste Schülerin Svenja Beissel-Memmert hat in diesem Jahr den Ruf (primo loco) auf den Lehrstuhl für Kieferorthopädie in Frankfurt erhalten.


Seit 2012 ist Andreas Jäger verantwortlicher Herausgeber unserer Fachzeitschrift „Journal of Orthodontics and Orofacial Orthopedics (JOOF), die internationale Anerkennung findet. Von 2020 bis 2023 war er Studiendekan für die Zahnmedizin der Medizinischen Fakultät Bonn und von 2021 bis 2022 Präsident der Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten (VHZMK). Seiner Anregung ist es zu verdanken, dass nun auch die Kieferorthopädie paritätisch zu den anderen zahnmedizinischen Kernfächern mit zwei Vertretern im Vorstand der VHZMK repräsentiert wird. 


Andreas Jäger ist ein Philanthrop, der von unerschütterlichem und selbstlosem Idealismus beseelt ist. „Kieferorthopädie auf den Punkt gebracht“ war das Motto der äußerst erfolgreichen Jahrestagung unserer Gesellschaft in Bonn im Jahre 2017 unter seiner Tagungspräsidentschaft, passend zu seiner präzisen, sachlich-analytischen Art. Es ist ein großes Glück für die Deutsche Kieferorthopädie, einen Mann wie Andreas Jäger mit einer solch hohen menschlichen und fachlichen Kompetenz bei beeindruckender Arbeitsdisziplin in den eigenen Reihen zu haben, der trotz aller Erfolge immer persönlich zurückhaltend und bescheiden geblieben ist und sich nach wie vor für unser Fach und unsere Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie einsetzt.

Prof. Dr. Dr. Peter Proff
 

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Informationen aus vorhergehenden Jahren

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